Donnerstag, 21. Juni 2012

Ist ja gar nichts mehr los hia!

Jetzt ist es fast über ein Jahr her, dass ich hier das letzte Mal was schrob - und es hat sich überhaupt nichts verändert. Außer meinem Verhältnis zu Baden-Baden: Es ist indifferenter geworden.
Ich bin jetzt hier zu Hause und gleichzeitig gibt es Tage, an denen ich diese Stadt hasse. Was soll ich sagen, sie hat das Potential für große Gefühle. Und schöpft es auch voll aus.

Nach 1,6 Jahren hier Leben, kann ich sagen: Ich kenne mich hier ganz gut aus.

Ich war sogar schon oben beim Alten Schloss und im darumgelegenen Bannwald. Ein fantastischer Ort: Nach etwa einer Stunde "mäßiger" (röchel) Steigung startet der Bannwald, ein dickes grünes Ungetüm mit plötzlich aufscheinenden Farbkleksen. Und irgendwann kommt dann endlich die Touristenumlagerte Ruine. Die so genannte Windorgel ist Quatsch, so viel kann ich sagen - auch bei starkem Sturm hat sie keinen Mucks von sich gegeben.

Trotzdem ist die Schlosruine ein verwinkeltes Wunderländchen, von dessen höchster Spitze aus man den Rhein sehen kann. Oder zumindest etwas, das wie der Rhein aussieht, was verstehe ich schon von Erdkunde, nichts.

Und neben all den anderen touristischen Aktivitäten, die ich den Massen an Couchsurfer_innen gerne empfehle, wenn sie auf unserer Ausklappcouch aufschlagen, kenne ich eben auch den besten Dönerladen, den Mann, der die lustigsten Cine-Sneak-Einleitungsreden hält, habe schon alle Verrückten Mit-sich-selbst-Redenden gesehen und weiß, wo die überzähligen WO-am-Sonntag-Ausgaben abgelegt werden, wenn der Austeiler / die Austeilerin keine Lust mehr hat.

An guten Tagen ist all das skurril und lustig und inspirierend. An schlechten Tagen kotzt mich alles an und ich würde mich einfach nur gerne wieder über die Karl-Marx-Straße treiben lassen, versteckt in einer Masse von Leuten, die sich einen Scheiß darum kümmern, was ich anhabe oder ob ich gerade lautstark über Penisse rede. (Adrian ermahnt mich manchmal in der Öffentlichkeit, damit wir nicht komisch angeschaut werde.)

So ist das, mit Baden-Baden. Alte Schlösser, aber keine öffentlichen Penisdiskussionen. Tzt.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Danke, Moritz von Uslar!

Ich hatte nie ein besonderes Verhältnis zu Moritz von Uslar. Er sieht aus wie jemand mit einem "von" im Namen (keine Vorurteile, noooooin!) und stellt manchmal 100 Fragen an Prominente, ds ist unterhaltsam. Also, meistens. Aber jetzt hat der Moritz ganz schwer einen Stein bei mir im Brett. Und zwar deswegen.

Er schreibt in diesem sympathischen ZEIT-Artikel vor allem darüber, dass da jetzt die Berliner Philharmonie nach Baden-Baden kommt und das auch noch an Ostern. Aber er flaniert auch durch "unsere kleine Stadt" und das mit so ironisch leichten Schritten, da wirds mir als Wahl-Baden-Badenerin ganz warm ums Herzelein.

Peinlich, aber wahr: Es macht gleich derart Spaß, in Baden-Baden zu sein. Man ist so schön weit weg vom Deutschland der Berliner Hauptstadt. Eine erfreuliche Sache ist sicher auch, dass man die Stadt in etwa zwanzig Minuten erlaufen kann (dann hat man eigentlich schon alles gesehen). Statt der Altstadt mit McDonald’s und den üblichen Drogeriemärkten schaut der Besucher sich besser die im 19. Jahrhundert zum Baden, Spielen und Flanieren errichtete Theaterkulisse aus Kurhaus, Trinkhalle, Grandhotels und Parklandschaft an.

Peinlich, aber wahr - das beschreibt mein Grundgefühl hier ganz gut. Danke, Moritz!

Montag, 21. März 2011

Baden-Baden spricht zu mir

Wer glaubt, das Kino in Baden-Baden zeigt nur Scheiß, der sollte mal wieder hingehen. Adrian und ich sahen gerade "Der Plan" aka "The Adjustment Bureau", der sich wirklich mehr als lohnt. Nicht nur fantastische Dialoge, sondern auch ein leichter, unmoralischer Kommentar zur Gottes/Vorherbestimmungs/Frei Willen-Frage sowie die ganz großartige Emma Blunt und der okaye Matt Damon.

Gut. Dafür sahen wir am Freitag in unserer ("wir" "uns" "Pärchen", egal er und ich mögen sie halt gerne) geliebten Sneak Preview "The Roommate". Don't go. Egal, wer euch fragt und wie gut er aussieht. Geht einfach nicht hin. (Lest dafür lieber die imdb-Kommentare.)

Nach dem Kino, selbst nach einem Film wie "The Roommate" und erst recht nach einem wie "Der Plan", hat die Welt immer diesen Zauber von drehbuchhafter Geplantheit. Alles passt zusammen, Steuererklärungen, Krankenkassenformulare und Aufs-Klo-Müssen haben höchstens eine marginale Bedeutung, weil ja die Liebe, die Entscheidungen, die Geschichte tausendmal mehr im Vordergrund stehen. Besonders Baden-Baden. Adrian braucht unbedingt noch einen DLG-gekröntes "Yufka" (Dürüm, Dürüm, verdammt, ick fress nen Besen, ditt heest doch Dürüm) essen und ich wühle dafür in meinem Geldbeutel.

Eine Frau mit einem teurer strahlenden weißen Mantel mit Ballonrockende (... ähm, ja) kommt uns entgegen:
Reichts noch?,
fragt sie uns. Ich bejahe. Daraufhin erzählt sie uns, sie sei gerade in der Cara Calla Therme gewesen und habe deswegen extra kein Geld dabei, nur 2 Euro, sonst nichts, und jetzt habe sie gerade spontan reagieren wollen, ja, 2 Euro [...]

Wir betreten den DLG-prämierten Dönerladen und der nette Dönermann (ist das eigentlich eine rassistische Bezeichnung?????) meint gleich:
Zwei Yufka?
Wir brauchen nur ein Yufka und ziehen weiter. Ein Mann, der gerade Stühle zusammenstellt, wünscht Adrian einen herzliches
Guten Appetitt, junger Mann!

Wir freuen uns über unsere gute Kommunikation zu unserer Stadt (Alter, ich hab Erwähnungszwang, das macht das Zusammenleben) und ich möchte das natürlich auch gleich zurückgeben, so bin ich nunmal.
Darum ergreife ich auch gleich die Gelegenheit, als wir an einem jungen Mann vorbeikommen, der gerade einen großen, blauen Bus versucht anzuschieben.
Kann man helfen?,
frage ich. Doch er will meine Hilfe nicht.
Ist nur ein Spaß,
wimmelt er mich ab und wir ziehen weiter. Am Steuer sitzt ein weiterer junger Mann, der sich darüber freut, dass sein Freund ihn so schön an der Bibliothek vorbeischiebt. Ich glaube schon, dass Baden-Baden mit mir ich aber nicht mit ihm kommunizieren darf, da sehe ich, dass das Auto ein HH-Nummernschild hat und murmele nur
Touristen!,
in Adrians Yufka.

Anmerkung: Sollten die beiden Hamburger Herren mit dem blauen Bus doch Autodiebe gewesen sein, so entschuldige ich mich hiermit bei den sicherlich freundlichen und unbescholtenen Bürgern, dass ich a) angeboten habe, beim Klau ihres Autos zu helfen und b) dann nicht versucht habe sowie c) sie als "Touristen" abgetan habe.
Aber das ist vermutlich nur wieder meine durch Kinogenuß überbordende Phantasie, die hier mit mir durchgeht. Oder?








Freitag, 7. Januar 2011

Auffällig, Herr Freud. Finden Sie nicht?

Beim herunterscrollen fiel mir gerade auf, dass ich bisher nur niedliche Bilder gepostet habe, 50% davon mit kleinen Kindern. Das muss dieser Nestbautrieb sein, der seit meinem WG-Auszug und Pärcheneinzug eingetreten ist.
Damn!
(http://morguefile.com/archive/display/228858)

Amtsauthismus und Prokrasti-dingsda

Es gibt viele schöne Gründe, um zu bloggen, zum Beispiel die anhaltenden Behauptung, Journalisten müssten das können, neben twittern, flickrn, diggen, linkedln und all den anderen schönen Web2.0-Tätigkeiten, in deren diskreten Subtexten "Zukunft" ganz fett gedruckt steht.

Für mich gibt es gerade aber noch viel mehr schöne Gründe, nicht zu bloggen. Gründe, für die ich mich hier ausdrücklich nicht entschuldige, denn: Blogs, die sich dafür entschuldigen, dass nichts auf ihnen passiert, sind doof. Und Blogger_innen, die dies tun, sind noch viel viel schlimmer. Leider ist eine der Tätigkeiten etwas, für das ich mich dauernd entschuldigen muss und will - weil nicht nur ich, sondern auch meine Umgebung darunter leiden muss.

Nun. Jetzt will "man" (bzw. der nicht vorhandene Leser) wohl wissen, was diese Gründe (und besonders der eine Grund) sind. Die offensichtlicheren sind natürlich Weihnachten, Silvester und eine sich noch immer (sic!) im Kistenchaos befindende Wohnung.

Der wichtigste Grund ist aber, dass Baden-Baden mittlerweile zu meinem persönlichen Symbol von Erwachsen-werden geworden ist. Abgesehen davon, dass ich mit meinem "festen Freund" "zusammengezogen" bin und eine "Arbeit" habe, fallen jetzt mehr und mehr Aktengeschäfte an.

Und das ist schlimm. Ich habe nämlich Amtsauthismus. Dieser schwer zu lesende Neologismus, der mir heute morgen auf dem Weg zur Arbeit eingefallen ist, bezeichnet meine völlige Unfähigkeit, öffentliche (und meist wichtige) Dokumente rechtzeitig zu kopieren, zu unterschreiben, abzusenden etc.

Da gilt sowohl für die Steuererklärung, die sicherlich bei den meisten keine Festtagstätigkeit ist, aber auch sämtliche andere Anträge, Adressänderungsmitteilungen etc. Ich weiß, dass ich dadurch eines Tages nochmal vor Gericht oder gar im Gefängnis landen werde, kann mir aber selbst nicht helfen.

Sobald ich einen öffentlichen Brief in der Hand halte, bricht mir der kalte Schweiß aus, mein Herz rast und obwohl ich es besser wissen müsste (habe immerhin studiert, ach) lege ich den nur sehr sehr kurz geöffneten Brief dann irgendwo auf einen Stapel mit Papier. Nur so kann ich mir sicher sein, dass er aus meinen Augen und damit auch aus meinem Sinn verschwinden wird.

Leider nur für kurze Zeit, denn trotz meiner panikbehafteten Unfähigkeit, mich um derlei Dinge zu kümmern, kann ich sie trotzdem nicht vergessen. Sie fallen mir vorzugsweise in den frühen Morgenstunden ein, wenn ich schutzlos wachliege und dann nur mittels Kinderkassette wieder einschlafen kann. Oder auch auf ICE-Fahrten von A nach B, die dadurch zur Denkhölle werden. Also vorzugsweise an Orten und zu Zeiten, an denen ich überhaupt nichts tun kann: Keinen Anruf tätigen, nicht mal fix zur Post gehen und und und.

Mein Lieblingstätigkeit gegen das Aktenabarbeiten, Rechnungenschreiben etc. ist das ausführliche Prokrastinieren. Anstatt mich schnell um das zu kümmern, was gemacht werden müsste, mache ich dann Sachen, die ich gut kann und/oder die mir Spaß machen. Aber weil ich ja ab und an zum hyperreflektieren neige, habe ich mir zum Beispiel verboten zu bloggen, bis meine verlorene Lohnsteuerbescheinigung aus Berlin hier angekommen ist. Was erlaubt war, war zum Beispiel, ein Gedicht für den Cara Calla-Gedichtwettbewerb zu schreiben.

Damit habe ich jetzt gerade 2 Eintrittskarten gewonnen. Das sind 4 Stunden Wärme, Wasser und Salzluft, in denen ich keine Akten bearbeiten muss. Und die Lohnsteuerkarte ist jetzt da. Es hat alles auch seine guten Seiten.



P.S. Die gute Nachricht des Monats für mich: Aber 2011 wird die Lohnsteuerkarte elektronisch gemacht. Danke!



P.P.S. Hier noch das Gedicht. Kein Kommentar dazu.


Schnupfen, Wind und Schneegestöber
gehn mir richtig auf die Leber.
Ich dreh bald durch, werd balla balla.
Doch es gibt Rettung: Cara Calla! ´

Fotocredits: http://morguefile.com/archive/display/89760

Montag, 20. Dezember 2010

Der Weihnachtsmann hat den Text vergessen

Adrian passiert selten was. Meistens ist Adrian zuhause und macht sein Ding. Zwischendurch spült er Geschirr, baut Regale auf und putzt - was man halt so macht als Feminist zweiten Grades, wenn man sich in Baden-Baden ein Nest bauen will.

Penelope hingegen ist völlig aufgegangen in ihrer traditionellen Ernährerinnen-Rolle. Und Adrian ist unverhofft zum Hausmann geworden. Hausmann war jetzt nie in der engeren Auswahl seiner Traumberufe. Aber er hofft ja auch, daß die Penelope ihre Worklife-Balance mal langsam in den Griff bekommt und dann gemeinsam mit ihm abspült, oder ihm hilft, den riesigen Berg Altpapier rauszuschaffen.

Ja, das ist das Gute an Pärchenblogs: Man kann alles in der Öffentlichkeit austragen. Erst dachte Adrian: Pärchenblogs - das fieseste seit der Erfindung von Partnerlook und Diddelmäusen. Aber eigentlich muß man seinem Partner nur ordentlich eins vor den Latz bloggen, und gelegentlich durchblicken lassen, wie furchtbar so ein Pärchendasein im Grunde ist.
Dann haben auch die Leser Spaß.

Aber Nestbauer- und -beschmutzer-Spaß beiseite - Denn -- jetzt ist schon wieder was passiert: Adrian kam grade aus dem Supermarkt und bahnte sich seinen Weg durchs Schneegestöber zur Bushaltestelle, da stand der Weihnachtsmann - in zivil. Ohne seine rote Uniform wirkte er ein bischen kauzig, vor allem weil er sehr laut und in ganz eigener Intonation Weihnachtslieder in die Kälte hinausschmetterte. Einmal vergaß der Weihnachtsmann sogar den Text. Er räusperte sich kurz und entschuldigte sich für den Faux-Pas. Dann schmetterte er erneut los.

Eine Frau die eben erst dazu gekommen war, machte große Augen, und sagte irgendetwas von Deutschland und Superstar. Plötzlich war der Zauber verflogen - der Weihnachtsmann wollte nicht mehr so recht singen, statt dessen fing er an über die Beamten zu jammern, die nichts davon verstünden wie das Leben hier draußen so sei. Adrian wiedersprach dem Weihnachtsmann vehement, doch irgendwie konnte er ihn auch verstehen - wahrscheinlich hatte er gerade versucht einen Schlitten mit 8 Rentieren durch den TÜV zu bringen, und war deswegen so schlecht auf die Beamten zu sprechen.

Als Neubürger der Stadt Baden-Baden können Adrian und Penelope nur sagen, dass die Beamten zu ihnen bisher ausgesprochen nett waren. Aber der Weihnachtsmann war sicher kein Neubürger mehr und dementsprechend vergrämt. Erst als ein 10-jähriger Junge ihm eine Tüte abnahm, war der Weihnachtsmann wieder ganz der Alte. Er lobte die Hilfsbereitschaft des Jungen, und beklagte sich darüber, daß man solch hilfsbereite Menschen, heute nur noch sehr selten findet. Mit diesen Worten stieg er eine Station später wieder aus, und ging seiner Wege...

Verlinkt!

Da denkt man gerade, man hat keine Leser und kann sich endlich in die Liste der Anonymen Blogger einreihen (Datenschutz geht vor, auch im luxuriösen Deutschland), da verlinkt plötzlich jemand, der liest, was alle lesen UND was keiner liest.
Ein hipper Jurist schreibt vergiftete Briefe und erwähnt darin neben einer Unzahl von Krimis zu einem der hiesigen Lieblingsthemen (ich sagen nur: S21) auch uns! Hui.
Adrian und Penelope bekennen: „Es sind noch keine regelmäßigen Leser vorhanden. Seien Sie der/ die Erste!“ Die meinen Dich, Felicitas. Schreib denen doch mal ‘nen Kommentar zur Entfesselung der Provinz. Als Präventivmaßnahme. Sonst wird das junge Pärchen irgendwann noch Quotenkult. Oder ein Fall fürs deutsche Strafrecht.
Auf die Entfesselung freuen wir uns schon, lieber Jurist, liebe Felicitas - nur unter 20 cm Schnee entfesselt sichs nicht so leicht. Das weiß jeder Zauberer. Nur auf das Strafrecht sind wir nicht so scharf, wenn ich mal für uns beide sprechen darf. Aber da Copyright liegt uns ja am Herzen - insofern wird da hoffentlich nix passieren. Und unsere mörderischen Seiten leben wir beide nur im Fiktionalen aus.

P.S. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt: Adrian spricht schon seit Wochen davon, darüber zu bloggen, dass er nur bloggt, um nicht gelesen zu werden. Das hat sich damit ja wohl erledigt, mein Lieber. :*