Montag, 21. März 2011

Baden-Baden spricht zu mir

Wer glaubt, das Kino in Baden-Baden zeigt nur Scheiß, der sollte mal wieder hingehen. Adrian und ich sahen gerade "Der Plan" aka "The Adjustment Bureau", der sich wirklich mehr als lohnt. Nicht nur fantastische Dialoge, sondern auch ein leichter, unmoralischer Kommentar zur Gottes/Vorherbestimmungs/Frei Willen-Frage sowie die ganz großartige Emma Blunt und der okaye Matt Damon.

Gut. Dafür sahen wir am Freitag in unserer ("wir" "uns" "Pärchen", egal er und ich mögen sie halt gerne) geliebten Sneak Preview "The Roommate". Don't go. Egal, wer euch fragt und wie gut er aussieht. Geht einfach nicht hin. (Lest dafür lieber die imdb-Kommentare.)

Nach dem Kino, selbst nach einem Film wie "The Roommate" und erst recht nach einem wie "Der Plan", hat die Welt immer diesen Zauber von drehbuchhafter Geplantheit. Alles passt zusammen, Steuererklärungen, Krankenkassenformulare und Aufs-Klo-Müssen haben höchstens eine marginale Bedeutung, weil ja die Liebe, die Entscheidungen, die Geschichte tausendmal mehr im Vordergrund stehen. Besonders Baden-Baden. Adrian braucht unbedingt noch einen DLG-gekröntes "Yufka" (Dürüm, Dürüm, verdammt, ick fress nen Besen, ditt heest doch Dürüm) essen und ich wühle dafür in meinem Geldbeutel.

Eine Frau mit einem teurer strahlenden weißen Mantel mit Ballonrockende (... ähm, ja) kommt uns entgegen:
Reichts noch?,
fragt sie uns. Ich bejahe. Daraufhin erzählt sie uns, sie sei gerade in der Cara Calla Therme gewesen und habe deswegen extra kein Geld dabei, nur 2 Euro, sonst nichts, und jetzt habe sie gerade spontan reagieren wollen, ja, 2 Euro [...]

Wir betreten den DLG-prämierten Dönerladen und der nette Dönermann (ist das eigentlich eine rassistische Bezeichnung?????) meint gleich:
Zwei Yufka?
Wir brauchen nur ein Yufka und ziehen weiter. Ein Mann, der gerade Stühle zusammenstellt, wünscht Adrian einen herzliches
Guten Appetitt, junger Mann!

Wir freuen uns über unsere gute Kommunikation zu unserer Stadt (Alter, ich hab Erwähnungszwang, das macht das Zusammenleben) und ich möchte das natürlich auch gleich zurückgeben, so bin ich nunmal.
Darum ergreife ich auch gleich die Gelegenheit, als wir an einem jungen Mann vorbeikommen, der gerade einen großen, blauen Bus versucht anzuschieben.
Kann man helfen?,
frage ich. Doch er will meine Hilfe nicht.
Ist nur ein Spaß,
wimmelt er mich ab und wir ziehen weiter. Am Steuer sitzt ein weiterer junger Mann, der sich darüber freut, dass sein Freund ihn so schön an der Bibliothek vorbeischiebt. Ich glaube schon, dass Baden-Baden mit mir ich aber nicht mit ihm kommunizieren darf, da sehe ich, dass das Auto ein HH-Nummernschild hat und murmele nur
Touristen!,
in Adrians Yufka.

Anmerkung: Sollten die beiden Hamburger Herren mit dem blauen Bus doch Autodiebe gewesen sein, so entschuldige ich mich hiermit bei den sicherlich freundlichen und unbescholtenen Bürgern, dass ich a) angeboten habe, beim Klau ihres Autos zu helfen und b) dann nicht versucht habe sowie c) sie als "Touristen" abgetan habe.
Aber das ist vermutlich nur wieder meine durch Kinogenuß überbordende Phantasie, die hier mit mir durchgeht. Oder?